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Thailand, eine Hassliebe

Der Triathlon war erfolgreich absolviert und nun hatten wir erstmal ganz viel Zeit und keinen Plan, wie es weiter geht. Das Budget würde noch für ca. 6 Monate reichen, aber dann musste mal wieder gearbeitet werden. Wo genau, wissen wir immer noch nicht. Nach Deutschland zieht es uns nur wegen der Familie, aber das Wetter und die Stimmung laden uns nicht ein. Um erstmal durchatmen zu können, haben wir uns entschieden, einen House-Sit zu machen. Über eine Plattform kann man Leute finden, die in den Urlaub gehen und jemanden benötigen, der sich um das Haus und deren Haustiere während ihrer Abwesenheit kümmert. Das haben wir in der Nähe von Pattaya gefunden, bei einer ganz lieben englischen Familie mit zwei Jungs. Pattaya ist eines der schlimmsten Touristenziele in Thailand, der am meisten für den Sextourismus bekannt ist. Aber wir waren weit ab vom Schuss und haben die Partymeile nicht aufgesucht, weil man dort auch allerlei verstörende Sachen zu Gesicht bekommt. Eben eine dieser Schattenseiten von Thailand. Wir waren jedoch in einem Vorort an einem wunderbaren See und hatten eine Villa mit Pool. Den ersten Abend verbrachten wir noch zusammen mit der Familie und nachts schlichen sich die zwei Jungs in unser Bett, weil wir im Ehebett nächtigten. Das war ein so absurder Zwischenfall, der uns heute noch zum Lachen bringt. Danach hatten wir für 3 Tage ein ganzes Haus für uns, mit allen Annehmlichkeiten. Die Küche war unser Highlight, die wir ordentlich nutzten. Sie hatten zwei Straßenhunde um die wir uns kümmern mussten: Cookie und Ice-Cream. Letztere war sehr scheu und taute erst so richtig am letzten Tag auf. Unsere Aufgaben waren 2 Mal am Tag füttern sowie Gassi gehen. Für uns war es auf alle Fälle eine sehr entspannte und schöne Zeit.



Jetzt hatten wir erstmal den Plan, Richtung Süden weiterzufahren. So ging es über Bangkok und die vielen Salzseen drumherum an der Ostküste runter. Wir fuhren oftmals am Meer entlang, hatten eine ordentliche Brise und genossen den Unterschied zwischen Touristenhotspot und ländliches Thailand. Das sind nämlich zwei Welten. Während man in den Touri-Orten alles bekommt was das Herz begehrt, sieht man auch die Armut im Land, sobald man dort nur 5 Kilometer raus fährt. Menschen hausen oft unter schlechten Bedingungen. Wenn wir in ein Restaurant gehen, ist die Verständigung äußerst schwierig. Vegetarisch zu bestellen grenzt an die Unmöglichkeit. Ein Gericht ist bei den Thais nur vollständig mit Shrimps, Huhn oder Schweinefleisch. Unser Standardgericht war gebratener Reis mit Ei und Gemüse, was uns schon langsam aus den Ohren raushing. In den Touristengebieten allerdings wird fast jedes Gericht auch vegetarisch angeboten. Oftmals ergeben wir uns einfach und essen was dann auf den Tisch kommt. Die Thailänder trauen sich oft nicht auch zu sagen, dass sie es nicht verstehen. Daher nicken sie bei vegetarisch oder ohne Fleisch, es kommt dann aber entweder das völlig falsche Gericht oder eben mit Hühnchen oder Shrimps. Morgens gibt es hier traditionelle Reissuppe mit Shrimps, auch sehr gewöhnungsbedürftig für uns. Da wir das nicht so gerne mögen, gehen wir oft in den beliebten 7-Eleven. Ein Supermarkt, der alles hat, was das Radlerherz begehrt. Hier gibt es isotonische Getränke, Eis, Proteinshakes, Muffins, Sandwiche, Fertiggerichte und manchmal sogar Pizza. Für das warme Essen hat der Laden Mikrowelle, Sandwichtoaster und Backofen. Die Klimaanlage ist so kalt eingestellt, dass man im ersten Monat einen Kälteschock bekommt, was aber nach einer Weile ganz angenehm ist, wenn draußen wieder 38 Grad sind. Viele Mittagspausen haben wir hier verbracht. Leider haben sich dadurch ein paar Kilos auf meine Rippen geschummelt. Dann gibt es in jeder größeren Stadt auch immer einen Nightmarket, wo es so viele Leckereien gibt, die leider auch eher ungesund sind. Waffeln, frittierte Kartoffeln, Frühlingsrollen, Mango Sticky Rice. Wir wundern uns nicht mehr, dass Thailand zu den Ländern gehört, wo etwa 40% der Bevölkerung übergewichtig und fettleibig ist. In jedem Gericht steckt eine Menge Zucker und vieles wird mit ordentlich Fett frittiert, was das Ganze so lecker aber auch maximal ungesund macht. Auch deswegen ist Thailand eine Hassliebe. Es gibt es viele Verführungen, die es einem nicht leicht machen, sondern tatsächlich immer schwerer.




An der Ostküste kamen wir noch an dem weniger überlaufenen, jedoch sehr schönen Nationalpark Khao Sam Roi Yot vorbei. Hier haben wir uns einen Roller für einen Tag gemietet um das ganze Areal zu erkunden. Es gab tolle Seerosenteiche, wo viele Vogelliebhaber auf ihre Kosten kamen. Am nächsten Morgen ging es in die Phraya-Nakhon Höhle, in der ein kleiner Tempel gebaut ist. Die kleine Wanderung hatte es in sich, noch tagelang danach hatte ich Muskelkater vom hoch und runter. Da wir so früh unterwegs waren, haben wir uns die Höhle nur mit einem Schweizer geteilt. Ein Aussteiger, der uns ein bisschen von seinem Leben erzählte. Da er sein Leben lang in der ganzen Welt gearbeitet hatte, passte er nun nicht mehr in die Schweiz und dessen Bewohner. Obwohl er ein Häuschen mit Bergpanorama hat, füllt er sich in seiner Heimat nicht mehr wohl und verbringt seine Pension nun in Thailand. Unser Glück war, dass wir auch noch Brillen-Languren vor die Kamera bekamen. Relativ scheue und vom Aussterben bedrohte Affen. Die Wanderung hatte sich auf alle Fälle gelohnt.



Uns wurde eine Insel in Thailand empfohlen, die nicht ganz so touristisch sein soll und diese lag an der Westküste genau unter Myanmar. Somit ging es durch eine schöne grüne Berglandschaft auf die andere Seite. Jeden Tag wurde es gefühlt heißer, denn Thailand wurde von einer enormen Hitzewelle heimgesucht. Bei Radeln waren es an die 46°C auf dem Tacho, und so fühlte es sich auch an. Campen wurde zur Qual, weil in das Zelt kaum Luft rein kommt. Es ist wie eine Sauna, obwohl wir nicht das Außenzelt nutzen. Aber das Netz ist notwendig, weil wir sonst von den Moskitos zerfressen werden. Zum Glück sind die Unterkünfte hier gut und sehr günstig. Man zahlt hier maximal 20 Euro für eine Bleibe, die all unsere Komfortansprüche erfüllt.

Dann waren wir in Ranong angekommen und nahmen das Boot auf die Insel Koh Phayam. Eine kleine Insel, die aber jeden Komfort besitzt. Mit dem Rad war es etwas anstrengend aufgrund der vielen Hügel, aber wir fanden einen einfachen Bungalow mit Moskitonetz. Es gab tolle Strände und Mangroven. Hier unternahmen wir eine Kajaktour. Leider passierte das größte Missgeschick, denn just in dem Moment, wo wir ein Bild machen wollten, drehte sich das Kajak und Marc's Handy tauchte ein wenig zu lange unter Wasser. Damit war die Tour beendet und die Stimmung dementsprechend. Wir ließen den Abend mit Helga, unser Bungalow Nachbarin ausklingen. Zurück am Festland teilte man uns leider mit, dass das Smartphone irreparabel defekt ist. Das war natürlich saublöd, auch die Daten waren alle verloren. Nichtsdestotrotz können wir die Insel Koh Phayam sehr empfehlen, ob mit oder ohne Rad. Beim Kajaken sollte das Handy jedoch zuhause bleiben :).



Wir radelten weiter, denn unser Visum lief auch bald aus. So ging es immer weiter in den Süden und die Hitze war ab 12 Uhr fast unerträglich. Wir fuhren auch mit UV-Schutz in Form von Armlingen, da die Sonne uns gnadenlos verbrannte und auch die Sonnencreme mit dem Schweiß hinabtropfte. Sobald wir in unserem Gästehaus ankamen, lagen wir oftmals 2 Stunden nur unter der Klimaanlage um uns zu erholen und abzukühlen. Es war schon extrem herausfordernd. Zudem störte uns unser ganzes Equipment. In diesem Gebiet brauchte man praktisch keine Küche, weil man überall kostengünstig essen konnte. Auch unsere warmen Klamotten und die Vielzahl der Klamotten waren überflüssig, was uns wirklich störte.

Wir waren nun in der Region Khao Lak, welche 2004 von dem großen Tsunami zu großen Teilen zerstört wurde. Wir gingen in ein Gedenkmuseum, was toll aufgearbeitet war. Inzwischen gibt es jährliche Übungen und überall sind Wegweiser zu Schutzgebäuden für den Ernstfalles.



Die Region wurde immer schöner, gerade um Krabi herum war alles voller dieser tollen bewaldeten Hügel, soweit das Auge reichte. Wir campten auch mal wieder auf einer Anhöhe, wo es zu Glück ordentlich windete, sodass die Nacht erträglich war. Das Radeln durch diese Gegend war atemberaubend schön. Aber unsere Zeit in Thailand neigte sich nun wirklich dem Ende zu.




Es gibt auch hier ein absolutes No-Go Thema, welches wir erst nach dem Grenzübergang trauen zu erwähnen. Es ist das gestörte Verhältnis der Thailänder zu ihrem König. Thailand ist seit 1932 eine konstitutionelle Monarchie. Der letzte König wurde vom Volk verehrt, er war ein guter Führer und setzte sich für sein Volk ein. Der jetzige König regiert sein von Land von Garmisch - Partenkirchen aus. Rama sei ein Mittelalterkönig, aufgewachsen im Irrglauben, dass jedes Huhn und jedes Haus in Thailand ihm gehöre. Ein Skandal reiht sich an den anderen: er peitscht seine Untertanen aus, läuft gerne bauchfrei in München umher, bestimmt seine Geliebte als Trauzeugin bei seiner Hochzeit und noch vieles mehr. Uns wurde deutlich eingeschärft, dieses Thema zu meiden. Thailänder schämen sich für den König, er tut nichts für sie und hat keinen guten Ruf. Jedoch dürfen sie kein schlechtes Wort über ihn verlieren, denn  Majestätsbeleidung unterliegt der Todesstrafe. Und hier kommt die Zwickmühle, denn Thailänder sind zur Ehrlichkeit erzogen worden. Würden wir nun fragen, wie ihre Einstellung zum König sei, können sie weder wahrheitsgemäß Antworten noch lügen. Daher sollte das Thema einfach als rotes Tuch behandelt werden.


Zusammengefasst verlassen wir Thailand mit einem lachenden und weinenden Auge. Hassen ist eventuell ein harter Ausdruck, aber die Hitze und das Essen in ländlichen Gebieten machten uns das Reisen etwas beschwerlich. Insgesamt waren wir 3 Monate in Thailand, die längste Zeit, die wir in einem Land verbracht haben. Die Touristenmassen, der Sextourismus, "eingesperrte" Tiere wie Elefanten oder Affen und absurde Vogelzuchten. Das alles hinterlässt einen faden Beigeschmack. Wir lieben Thailand, weil gerade das Radreisen hier sehr komfortabel ist. Es gab überall guten Kaffee in den schönsten Cafés. Wir genossen die Massagen, besonderen die Fußmassagen nach einem anstrengenden Tag auf dem Fahrrad. Nun aber wird es Zeit für neue Eindrücke und neue Kulturen.



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