top of page
  • AutorenbildJuli

Wo der Pfeffer wächst

Am 1.1.2024 überquerten wir die Grenze von Laos nach Kambodscha. Wie wir mittlerweile von anderen Reisenden erfahren haben, gibt es hier Korruption an den Landesgrenzen. Zur Ausreise in Laos wurden 2 Dollar für den Ausreisestempel verlangt. Man muss wissen, dass die Gebühren nur an den Landgrenzen anfallen, am Flughafen aber nicht. Da wir keine Korruption unterstützen wollen, verweigerten wir diese Zahlung. Wir teilten den Beamten mit, dass wir keine Dollar übrig haben und der Stempel in der Regel auch nichts kostet. Sie diskutierten kurz intern und ließen uns abziehen. Das hat schon mal gut geklappt. Bei der Einreise in Kambodscha brauchten wir natürlich ein Visum. Wir hatten uns für das 30 Dollar teure Visa-bei-Einreise entschieden. Dort füllt man den Antrag aus und bekommt das Visum in den Reisepass geklebt. Hier wurde wie erwartet 8 Dollar extra "Stempelgebühr" pro Kopf verlangt. Auch das waren wir nicht bereit zu bezahlen. Normalerweise sind die Touristen in Bussen, und haben daher etwas Zeitdruck schnell wieder in den Bus zu kommen. Das wird dann natürlich schamlos ausgenutzt. Wir hatten aber alle Zeit der Welt und konnten uns gemütlich auf eine Diskussion einlassen. Marc hatte sogar eine Internetseite mit den Kosten geöffnet und es dem Beamten vor die Nase gehalten. Ich wurde langsam nervös und wäre fast eingeknickt aber Marc beharrte darauf, nur die 30 Dollar zu bezahlen. Am Ende kam er uns dann doch entgegen und wir hatten auch langsam keine Lust mehr. So bezahlten wir nur 2 Dollar Gebühren. Theoretisch hätte er uns auch einfach zurückweisen können. Wir waren froh, immerhin insgesamt 16 Dollar "Korruption" gespart zu haben. Anschließend mussten wir leider ohne Geld 60 Kilometer in der Hitze bis in die nächste Stadt fahren. Wechselmöglichkeiten und Bankautomaten waren nicht aufzufinden. Mit den restlichen Dollars konnte man hier noch nicht bezahlen. Die Straßen wurden plötzlich unfassbar schlecht. Sandige Schotterpiste mit einer Menge Schlaglöcher. Man fuhr nassgeschwitzt durch den Staub, der durch die Fahrzeuge aufgewirbelt wurde. Gegen Nachmittag erreichten wir Stung Treng, kauften uns eine Sim-Karte und besorgten uns Bargeld. Sehr verwirrend war für uns, dass es hier zwei Währungen gab: Riel und Dollar. Die Preise waren meistens in Dollar. 1 Dollar entspricht 4000 Riel. Da hier keine "Cents" existieren, bekam man 2000 Riel zurück, wenn z.B. eine Cola 50 Cent kostet. Nach einer Weile haben wir uns daran gewöhnt. Am Abend nahmen wir einen Nachtbus nach Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas. Das klappte alles ganz gut und gegen 6 Uhr in der Früh fuhren wir ins Hotel. An der Promenade war um die Uhrzeit schon sehr viel los, Qi Gong wurde dort praktiziert und viele machten bei der kühlen Temperatur ihr Workout. Hatten für den Tag schon einiges geplant. Einer erfolgreicher Besuch beim Zahnarzt und eine Shoppingtour bei Decathlon stand auf dem Programm.

Das heutige Highlight waren aber die Killing Fields. Eine sehr interessante aber auch traurige Gedenkstätte. Von anderen Reisenden hieß es nur, dass das ein Pflichtprogramm wäre, wenn man hier ist. Es ist ein Ort, der während des Regime der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 als Arbeitslager oder auch als "neue Unterkünfte" deklariert wurde. In Wahrheit wurden dort etwa 17.000 Menschen exekutiert. Und das auf brutalste Weise. Gas oder Munition war zu teuer, daher wurden eher mittelalterliche Methoden angewandt. Menschen wurden mit Balken, Äxten oder Spitzhacken erschlagen. Oder sie wurden erstochen oder stranguliert. Kinder und Babies wurden gegen Bäumen geschleudert. Massengräber mit 8895 Leichen wurden hier entdeckt und noch jetzt trägt die Zeit und der Regen mehr und mehr Sand ab und es kommen ständig noch Zähne oder Klamottenreste zum Vorschein, welche man dann in eine Box hineinlegen kann. Eine heilige Gedenkstätte ehrt die Toten. Ein großer Turm, wo im inneren all die Schädel und Knochen gestapelt sind, die gefunden wurden. Die Roten Khmer hatten einfach mal ein Drittel ihres eigenen Volkes in diesen Lagern umgebracht. Vor allem Reiche, Stadtmenschen und politische Gegner sind Ihnen zum Opfer gefallen. Wir waren wirklich geschockt von dieser brutalen Art und Weise. Völkermord findet man leider auch in unserer Geschichte. Aber das hier war nochmal eine ganz andere Nummer. Immerhin wird die Geschichte gut aufgearbeitet und die Gedenkstätte ist sehr schön gestaltet. Man bekommt einen Audiokopfhörer, der die Geschichte zu dem jeweiligen Ort in allen Sprachen wiedergibt. Dadurch herrscht eine ruhige und bedrückende Atmosphäre. Jeder lauscht still den Stimmen aus dem Audioführer und bekommt eine Vorstellung davon, was hier damals passiert ist.

Wir hatten nicht so viel Zeit, denn wir waren 2 Tage mit meiner Freundin Bianca auf einer Insel im Süden verabredet. Daher nahm ich den Bus und Marc fuhr die 220 Kilometer in 1,5 Tagen mit dem Rad. Wir setzten mit einem Boot rüber auf die wunderschöne Insel Koh Ta Kiev. Hier war nicht viel los, man konnte mal endlich so richtig runter kommen. Es gab hier nur kleine Pfade und keine motorisierten Fahrzeuge. Nur einen Generator hörte man leicht in der Ferne brummen. Die Unterkunft bestand aus einer einfachen aber sehr schönen Hütte aus Stroh. Es gab keine Klimaanlage, aber durch die Meeresbrise kühlte es abends ganz gut ab. Wir hatten den Strand und das Meer direkt vor der Nase. Leider hatte der Flughafentransfer von Bianca nicht ganz so gut geklappt. Sie wurde einfach vergessen. Daher musste sie erst eine Nacht in Phnom Penh verbringen, was uns alle etwas verstimmte. Aber am nächsten Tag kam sie endlich mit dem Boot an und die Freude war umso größer. Wir hatten sehr entspannte Tage mit Schnorcheln, Yoga, Essen und Baden. Meinen Geburtstag am 7. Januar war auch an diesen Tagen und war somit einfach perfekt. Am Abend, als es dunkel war, badeten wir im Meer mit Plankton. Das war wirklich ein verrücktes Erlebnis, denn sobald sich das Wasser bewegt, sieht es aus wie ein kleines Feuerwerk im Wasser. In Kombination mit dem tollen Sternenhimmel war es ein gelungener Abschluss.

Danach trennten sich erstmal unsere Wege. Bianca und ich fuhren mit dem Minivan nach Kampot, einer kleinen Stadt am Meer und Fluss. Wir hatten eine tolle Unterkunft mit Pool, direkt am ruhigen Fluss gelegen. In dem kleinen Städtchen gab es alles was der Herz begehrte, hervorragende Pizza und fantastische vegetarische Restaurants, Massagestudios, Pediküren und frische Säfte für einen Dollar an jeder Ecke. Kampot ist bekannt für den dort angebauten Pfeffer, dieser wurde allerdings aus Kerala / Indien importiert. Alle Touristen machen eine Tour durch die Pfefferplantage, in dem man einiges lernen konnte. So sind die unterschiedlichen Arten des Pfeffers auf dessen Reifegrad, Trocknung oder Schälung zurückzuführen. Wenn er noch am unreif an der Pflanze hängt, ist er noch grün. Schwarz wird er nach Abkochen und Trocknung in speziellen Anlagen. Weißer Pfeffer hingegen entsteht durch die Schälung. Zudem haben wir auch noch eine andere Art von Pfeffer kennengelernt: den langen Pfeffer oder auch den Stangenpfeffer, der deutlich schärfer ist. Nach der Besichtigung durften wir den Pfeffer noch testen. Es war eine sehr gute Tour, jedoch ging es mir an dem Tag gar nicht gut, denn hatte ich mir den Tag zuvor den Magen verdorben. Daher war nach der Tour nur noch Ruhen angesagt. Am Tag darauf ging es mir aber wieder gut. Wir gingen in ein tolles Café, welches behinderte Menschen einstellt und Räumlichkeiten für deren Kunst zu Verfügung stellt. Anschließend nahmen wir uns ein Tuk-Tuk zur grünen Kathedrale. Dies ist ein kreisförmiger Fluss, der überall von grünen Pflanzen bedeckt ist. Die Kajak-Tour war komplett ruhig und die grüne Kulisse um uns herum war einfach eine Augenweide. Kampot hatte noch mehr zu bieten, aber für uns reichte das Programm und wir entspannten einfach bei gutem Essen am Fluss und Pool.

Während wir es uns gut gehen ließen, fuhr Marc mit dem Bus zurück nach Phnom Penh und anschließend mit Rad weiter Richtung Siem Reap. Die Strecke war nicht sonderlich spektakulär, aber er konnte für seinen kommenden Triathlon in Thailand trainieren und in seiner Geschwindigkeit fahren. Innerhalb von 2 Tagen war er in Siem Reap und hatte 310 Kilometer zurückgelegt. Wir kamen einen Tag später mit dem Nachtbus an - um 5 Uhr in der Früh. Zum Glück hatte Marc durch Zufall ein 3 Bett Zimmer bekommen, und somit konnten wir uns einfach reinlegen und noch ein paar Stündchen schlafen.


Nun waren wir in Siem Reap, den am meist besuchten Ort in Kambodscha. Hierbefinden sich die Ruinen von Angkor Wat, dem größten hinduistischen Tempelkomplex der Welt aus dem 12 Jahrhundert. Heute gilt das majestätische Meisterwerk als Wahrzeichen von Kambodscha. Und täglich zieht es mehr als 8.000 Menschen aus aller Welt in seinen Bann. Mit dem Ende der Schreckensherrschaft durch die Roten Khmer schmückt die Abbildung der dritten Terrasse von Angkor Wat endlich wieder die Nationalflagge des Landes. Interessant ist das Bewässerungssystem, welches zu der damaligen Zeit den Menschen ermöglichte, 3 mal im Jahr Reis zu ernten. Heute ist es nur noch 2 mal möglich. Warum die Tempel verlassen wurde, weiß man bis heute nicht. Es gibt verschiedene Theorien, wie z.B. dass Bewohner durch ein Krieg mit Thailand vertrieben wurden. Jüngste Stimmen behaupten es könne am Klimawandel liegen, dass zu viel Dürre und zu starke Regenfälle nicht mehr händelbar waren.


Um Angkor Wat zu besichtigen, braucht man natürlich Tickets. Hier kann man zwischen einem 1-Tagesticket oder einem 3-Tagespass wählen, welchen wir nahmen. Es kostete 62 Dollar und die Tempel sind so weiträumig und groß, dass 1 Tag wirklich nur ein Gehetze wäre und man auch nur einen kleinen Teil des Areals sehen würde. Es gab einen großen Rundgang, um die weiter abgelegen Tempelanlagen abzufahren. Der Großteil der Touristen nimmt sich hier einen Guide mit einem Tuk-Tuk. Wir nahmen unsere Räder und Bianca lieh sich ein Rad. Am ersten Tag machten wir die große Runde, die etwas ruhiger war, weil sich die Touristenmassen besser verteilen. Fasziniert haben uns die vielen Reliefs mit den Details, die über alle Tempel verteilt sind und oft exakt gleiche Abbildungen waren. Manche Tempel liegen 20 Kilometer auseinander und haben die exakt gleichen Reliefs in die Steine geschlagen. Aber jeder Tempel doch etwas anders und da alles im Wald ist, sieht man vorher nie was einen erwartet. Etwas erschlagen waren wir von den Weiten und Größen der Tempelanlagen und schade, dass man so wenig über diese weiß. Wenn man wirklich alle Tempelanlagen in Ruhe besichtigen möchte, kann man gut eine Woche dafür einplanen. Wir splitteten unseren Besuch auf. Die große Runde mit 40 Kilometer fuhren wir am ersten Tag. Nach einem Tag Pause besichtigten wir die Hauptattraktionen der kleinen Runde mit etwa 20 Kilometern. An diesem Tag standen wir um 4 Uhr auf um den legendären Sonnenaufgang über Angkor War zu begutachten - mit 2000 anderen Touristen. Wir standen schon pünktlich um 5 Uhr am besten Spot für das Bild, aber leider mussten wir dann noch ganze 2 Stunden warten bis die Sonne zum Vorschein kam. Das lohnte sich unserer Meinung nicht so richtig. Danach besuchten wir mit den Massen das Hauptgebäude Angkor Wat, welches uns wirklich gut gefiel. Leider wurde das Erlebnis durch die Menschenmassen ein wenig gedämpft. Daher machten wir die Runde wieder gegen den Uhrzeigersinn und ließen den Großteil der Massen hinter uns. Ein wirklich besonders schöner Tempel war noch das Ta Prohm, welcher bekannt dafür ist, dass sich die Natur ihr Revier zurückerobert, denn die ganzen Mauern werden wir von vielen riesigen Bäumen überwachsen. Außerdem erkennt der ein oder andere eventuell die Filmkulisse von Tomb Raider. Völlig erschöpft vom vielen Fahren in der Hitze fielen wir nachmittags erstmal ins Bettchen um uns zu Erholen.





Abends gingen Bianca und ich noch auf Entdeckungstour, denn Siem Reap war aufgrund der vielen Touristen ein kleines Party- und Shoppingparadies. Die Party reizte uns nicht allzu sehr, aber wir konnten den ganzen schönen Läden mit Schmuck, Dekorationen und Kleidern doch nicht ganz widerstehen. Etwas nervig waren hier die Verkäufer und Tuk-Tuk-Fahrer, sowohl auf dem Angkor Wat Gelände als auch in der Partymeile. Man wurde hier sehr penetrant angesprochen. Erreichten wir einen Parkplatz vor einem Tempel kamen sofort mindestens 3 VerkäuferInnen auf einen zu gerannt, und waren uns Angebote zu Klamotten, Kokosnüssen oder kalten Drinks um die Ohren. Und das wurde so lange wiederholt, bis man sehr genervt zum dritten mal NEIN sagte. So war es auch eher schwierig, sich in einem Laden mal kurz was anzugucken, da die Verkäufer direkt voraussetzen, dass man was kaufen würde. Bianca kaufte daher ein bisschen mehr und ich konnte mich noch ganz gut kontrollieren. Ich muss es ja schließlich auch auf dem Rad mitschleppen.

Danach war leider Biancas Abreise, für sie ging es über Phnom Penh wieder ins kalte Deutschland. Es war ganz wunderbar sie hier zu haben, mal wieder ein bisschen Heimat zu spüren. Es ist einfach toll, dass sie den weiten Weg auf sich genommen hat und ich kann mich froh schätzen, sie als Freundin zu haben. Wir waren sehr traurig, wieder zu zweit zu sein. Der Körper reagierte sofort auf Durchfall damit, naja oder es war einfach ein falsches Essen. Deswegen entschieden wir uns ein paar Tage hier zu bleiben und uns richtig auszukurieren, denn endlich hatten wir keinen Zeitdruck mehr. Wir blieben noch insgesamt 2 Wochen hier, und Ina eine Bekannte aus Laos kam auch noch hinzu. Wir waren noch für einen Sonnenuntergang in Angkor Wat, der aber nicht sonderlich spektakular war. Da waren die Affen fast schon interessanter. Marc trainierte so gut es ging für den Traithlon, der bald anstand. Wir waren schon fast 30 Tage im Land bald ging es auf den Rädern zur Grenze nach Thailand.


61 Ansichten0 Kommentare
bottom of page