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  • AutorenbildMarc

Mit dem Rad nach Tataouine

Das liegt nicht etwa in einer weit weit entfernten Galaxis, sondern im südlichen Teil von Tunesien. Sowie einige der Star Wars Filmsets, wo George Lucas die Szenen für den Planeten Tatooine gedreht hat. Wir haben uns einige dieser Spots angeschaut und haben uns entscheiden, dass dies ein kleinen Extrabeitrag verdient.


01.12.2022

Unser Weg führte uns von Tunis über Gafsa nach Djebel Sidi Bouhlel, eine Schlucht, wo nicht nur der erste Star Wars Film, sondern auch Indiana Jones gedreht wurde.

Auch wenn es nur Felsen und Steine waren, war die Landschaft dennoch sehr faszinierend und man hatte auch direkt die Filmszenen vor Augen, die hier vor fast 46 Jahren gedreht wurden. Den Ort konnte man bei einem kleinen Spaziergang außerhalb und innerhalb der Schlucht genießen.


02.12.2022

Am nächsten Tag ging es weiter über Tozeur nach Mos Espa. Das Filmset wurde mitten in der Wüste aufgebaut und war 15km vom nächsten Ort entfernt. Die Straße dorthin war sehr gut, aber zog sich etwas hin. Außer Sand und gelegentlich mal ein Kamel gab es nicht viel zu sehen. Endlich war es dann soweit, die Erwartung war relativ hoch. Direkt vor dem Set standen Hütten und Zelte, wo unter anderem Souvenirs verkauft wurden. Sofort kamen gleich 2 Leute auf uns zu und fragten mehrfach, ob wir Kaffee oder Tee haben wollen. Eigentlich ganz nett, aber irgendwie auch ein bisschen aufdringlich. Wir konnten die Herren erst los werden, als wir denen klar machten, dass wir später ein Kaffee nehmen würden nachdem wir uns umgesehen haben. Deswegen waren wir ja auch hier.

Mit voller Erwartung sind wir mit den Rädern in das Filmset gerollt und suchten uns ein paar nette Ecken, wo wir schöne Bilder machen konnten. Da standen schon die nächsten Herren um uns rum. Alle mit einem Kamel an der Leine und fragten, ob wir darauf reiten wollen. Das erste "Nein Danke" wurde nicht akzeptiert und es dauerte, bis wir wirklich in Ruhe gelassen wurden. Ja, wir wissen, dass die nur Geld verdienen wollen und auf Besucher angewiesen sind. Aber bei einer solch penetranten Art und Weise machte das ganze nur wenig Spaß und man konnte den Ort nicht so richtig genießen.

Zwischendurch beobachteten wir auch ankommende Reisegruppen, die sofort von mehreren Verkäufern und Kamelhaltern belagert wurden. Jeder versuchte den anderen zu unterbieten. Gut für uns, da wir uns in der Zeit alles in Ruhe anschauen und schöne Bilder machen konnten. Leider zerfällt die Kulisse allmählich und niemand kümmert sich darum, den Ort ein bisschen zu erhalten. Das was noch da ist, wird nur noch zum Anlass genommen, möglichst viel Geld mit den Touristen zu verdienen. Wirklich schade, man hätte so viel mehr daraus machen können, wovon alle profitieren könnten.


Am gleichen Tag ging es zum nächsten Spot etwa 25 Kilometer südlich von Mos Espa: Lars Homestead. Was als Eingang des Anwesens von Familie Lars dienen sollte, wurde auf dem Salzsee Chott el Djerid erbaut. Man musste ein gutes Stück auf dem Salzsee fahren, um dort hin zu kommen. Ein leicht erkennbarer Weg führte direkt zu der kleinen Hütte, die schon von Weitem als weißer Punkt in der Landschaft zu sehen war.


Die Aussicht reichte bis an den Horizont. Hier war keine Menschenseele und es war sehr ruhig. Da wir sowieso noch ein Schlafplatz brauchten, hatten wir uns dazu entschieden, in der kleinen Filmkulisse zu schlafen. Das Zelt musste hierfür nicht aufgebaut werden.

Von Innen war es wie erwartet. Genau wie die Kulisse von Mos Espa wird die kleine Hütte von einem Holzgerüst mit Draht und Lehm zusammengehalten. Aber im Gegensatz zu Mos Espa wurde 2011 Geld und Zeit von Fans aus aller Welt investiert, um das Exterieur wieder instand zusetzen und hübsch zu machen. Mehr dazu findet man auf savelars.com. Innen war genug Platz für die doppelte Isomatte und etwas Gepäck. Der Kocher wurde draußen vor der Tür aufgebaut. Für die Bilder am Abend habe ich zumindest auf eine von den fiktiven zwei Sonnen gehofft. Aber trotz des nicht ganz so warmen Wetters konnten wir diesen Ort in vollen Zügen genießen.


09.12.2022

Ein paar Tage später erreichten wir die Stadt Tataouine. Hier gönnten wir uns mal eine "Radfahr-Pause" und nutzten die Zeit um uns das nahegelegene Ksar Ouled Soltane anzuschauen. Eine Speicherstadt, die einst von den Berbern errichtet wurde, um Waren wie Lebensmittel und Haushaltswaren zu lagern. Heute ist es eine nette Sehenswürdigkeit und fälschlicherweise als Star Wars Drehort deklariert. Anschließend gab es vor Ort im Inneren noch Kaffee und Austausch mit Einheimischen, wodurch wir immer mehr über die Berber und ihre Lebensweise erfuhren.


10.12.2022

Das nächst gelegene Filmset führte uns nach Medenine mit einem kleinen Umweg über Ksar Hadada. Auch hier sind diese Lehmhütten der Berber zu finden, die mittlerweile zu einem Hotel umgebaut werden. Über Geschmack und Farbanstrich lässt sich streiten.

Meiner Meinung nach ging dadurch ein wenig der Charme verloren, den man bei einer Star Wars Kulisse eigentlich erwartet hätte.


Weiter ging es zum Ksar of Medenine. Der Komplex aus Berberhütten war wesentlich größer. Ein sehr großer Teil wird heute noch als Marktplatz genutzt und ein Teil wurde in ein sehr schönes Berber Museum mit einfachen Zimmern umgebaut. Das kam uns wieder sehr gelegen, denn wir hatten nach der langen Fahrt direkt wieder einen spannenden Schlafplatz.


11.12.2022

Das eigentliche Highlight kam zum Schluss. Zumindest habe ich mich da am meisten drauf gefreut. Das innere und unter der Erde liegende Anwesen von Familie Lars ist nicht wie im Film direkt neben dem Eingang, sondern liegt 300 Kilometer davon weg und ist heute das Hotel Sidi Idriss in Matmatat-Al-Qadimal.

Es war eine von vielen Berberhöhlen, die vor 2000 Jahren errichtet wurden.

Auf einem großen Hügel wurde ein tiefes Loch gegraben, was den Innenhof darstellen sollte. Die seitlich darin liegenden kleinen Höhlen dienten z.B. als Wohnraum. Gekocht wurde im Innenhof. Erreichen konnte man das etwa 8 Meter tiefe Loch von der Seite durch eine schmalen Durchgang nach draußen. Durch diese Konstruktion waren die Berber bestens vor heißen oder auch kalten Temperaturen geschützt.

Wir wollten uns die wohl interessanteste Kulisse nicht entgehen lassen und checkten ins Hotel ein. Als Besonderheit wurden für das Hotel drei von diesen Berber Löchern durch Tunnel verbunden, was eher unüblich war. Das Zimmer war wie zu erwarten in einer der alten Wohnhöhlen, was tatsächlich sehr gemütlich und durch die Bauweise gut klimatisiert war. In der bekanntesten Essecke gab es sowohl Abendessen als auch Frühstück am nächsten Morgen.

Ein schönes Hotel. In den Höhlen der Kulisse ist eine Bar und mehre Sitzgelegenheiten eingebaut. Alles hat noch ein gewissen Charme und Star Wars Fans sind hier gut aufgehoben. Allerdings wurde wieder mehr in das Hotel, als in die Kulisse als solches investiert. Das Hotel an sich mit den Zimmern und dem kleinen Restaurant in dem Berberstil ist schon ein Erlebnis, was ich nur jedem empfehlen kann. Das Filmset wurde dabei leider etwas vernachlässigt. An vielen Ecken und Kanten fängt es an zu bröckeln und Teile der Kulisse zerfallen. Auch hier hätte man viel mehr machen können.

Fazit: Ob nun Star Wars Fan oder nicht, es war interessant und spannend diese Orte zu besuchen und gleichzeitig etwas über die Geschichte der Berber zu erfahren. Juli hatte sich nie wirklich für Star Wars interessiert und war dennoch von den Orten fasziniert. Es gibt viele von diesen Behausungen im südlichen Teil von Tunesien und sie sind auf jeden Fall einen Besuch wert.




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