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  • AutorenbildJuli

Gizeh und Kairo

17.01.2022 - 29.01.2022

In Gizeh hatten wir eine ganz wunderbare Unterkunft mit einem bequemen Bett und waren wärmstens umsorgt von den Gastgebern. Die beiden waren so gastfreundlich, wir fühlten uns wirklich wie zuhause. Über ihre Erzählungen werden wir einen separaten Blogbeitrag schreiben (Über Land und Leute).

Unsere Unterkunft war keine 5 Minuten von den Pyramiden entfernt und daher stand ein Besuch der Pyramiden natürlich auf unserem Plan. Am nächsten Tag gingen wir los Richtung Eingang an der Mauer entlang, die das ganze Areal umschloss. Nach nur wenigen Metern wurden wir direkt angesprochen, ob wir zu den Pyramiden wollen und der Mann zeigte uns den Weg und lief bis zum Ende mit uns mit. Daraufhin wollte er Geld haben, dafür dass er uns nur den Eingang zeigte. Die Nächsten wollten uns Tickets kaufen und fragten uns, ob wir in die Pyramiden rein wollen. So langsam waren wir genervt von den Menschen. Wir schafften es natürlich unsere Tickets alleine zu kaufen und gingen durch die Sicherheitskontrolle in das große Areal. Die Pyramiden und auch die Sphinx aus der Nähe zu sehen war schon sehr beeindruckend. Aber auch hier warten Kameltreiber, Kutscher und Guides, die permanent versuchen uns was anzubieten. Auf ein "nein danke" reagieren sie mit mehr Ansporn, werden immer lauter und rennen einem sogar noch hinterher. Komplette Ignoranz scheint noch am besten zu wirken, was natürlich extrem unhöflich und schwer auszuhalten ist. Wenn man den Hintergrund kennt, dass die meisten Menschen hier ums Überleben kämpfen, kann man das auch ein bisschen verstehen. Zudem sahen die meisten Kamele und Pferde nicht mehr gesund aus und wurden auch noch ausgepeitscht, damit sie ihre Arbeit für die Touristen verrichten. Es ist wirklich kein schöner Anblick und legt einen faden Beigeschmack über die ganze Aktivität. Nichtsdestotrotz fanden wir auf dem Gelände auch mal Fleckchen, wo wir allein für uns waren. Das Areal ist riesig, wenn man sich alles anschauen will, ist man auch locker den ganzen Tag beschäftigt.

Jeden Abend finden auch Lichtspiele statt, die wir uns entweder von unserem Dach der Unterkunft oder in einer der zahlreichen Cafés mit Shisha anschauten. Die Aussicht ist wirklich atemberaubend und auf den Dächern kann man auch gut das Gewusel unten vergessen. Hier haben wir auch Juan getroffen, ein weiterer Bikepacker, der sich auf den Weg nach Kapstadt macht. Wir sind gespannt, was er für Erfahrungen macht und hoffentlich bekommen wir den ein oder anderen Tipp von ihm.


Da Marc seine Krone verloren hatte, war es ein besonderes Erlebnis, hier einen Zahnarzt hier aufzusuchen. Aber wir hatten Glück. Wir fanden einen Zahnarzt, der in Deutschland promoviert hatte und dort auch lebt. Derzeit macht er hier nur Urlaub, hatte hier vor 2 Wochen eine Deutsche geheiratet und behandelt in seiner Zeit in Gizeh Freunde und Bekannte. Die Arztpraxis war überraschend modern eingerichtet und sah sogar besser aus als viele deutsche Praxen. Er erklärte uns alles sehr ausführlich und Marc bekam eine neue Keramik-Krone. Zwischen den Zahnbehandlungen hatten wir ein paar entspannte Tage in Gizeh und ließen uns einfach treiben. Nach 6 Tagen zogen wir um nach Kairo. Marc ging es an dem Morgen nicht gut. Er klagte über Schwäche, Übelkeit und generelles Unwohlsein. Nichtsdestotrotz mussten wir 15km durch den Verkehr von Kairo zurücklegen, was schon eine echte Herausforderung war. An unserem Hotel in Kairo angekommen musste sich Marc erstmal wieder hinlegen.


Passstelle in Kairo

Leider mussten wir am selben Tag noch zwingend zum Passamt, um unser Visa zu verlängern. Das ist nämlich nur 30 Tage gültig. Die Beantragung dauert auch 2 Tage, weswegen wir es schnell beantragen wollten. Wir setzten uns in ein Uber und fuhren zum Amt.

Zum Spaß wird das Amt hier auch als Irrenhaus bezeichnet. Erstmal muss man durch mehrere verschiedene Eingänge, welche manchmal sogar geschlechterspezifisch getrennt waren, denn hier wird man sogar abgetastet. Am ersten Schalter sagte man uns, wir müssen in den 3. Stock zu einem der 50 Schalter. Im Internet steht, dass man zuerst eine Nummer ziehen muss. Die Nummer ist aber nicht im jeweiligen Stock, sondern wieder ganz draußen. Wir wurden mehrmals mal weiter geschickt, bis man uns sagte, dass der Herr, der die Nummern vergibt, derzeit nicht da ist. Nun sollten wir in den 2. Stock zu Schalter 38. Währenddessen ging es Marc immer schlechter und hatte mittlerweile Schmerzen im Brustkorb. Zum Glück gab es hier freie Bänke und Stühle zum Sitzen. An dem Schalter tummelten sich ca. 15 Leute. Als wir dran waren, hieß es Visa Verlängerungen gibt es im 2. Stock Schalter 7. Wieder eine wilde Schlange und viele versuchten zu drängeln. Die Dame sprach gutes Englisch. Sie meinte ein Monat verlängern wäre kostenfrei, den Stempel würden wir im Erdgeschoss am Schalter 5 bekommen. Alternativ müssten wir auf 3 Monate verlängern, was 60 USD pro Person kosten würde. Den Herrn am Schalter mit dem Stempel konnten wir nicht verstehen, er setzte einfach ein neuen Stempel mit demselben Datum, was sowieso schon da stand. Wir waren komplett ratlos und wollten wieder zu der Dame im 2. Stock, Schalter 7. Die war nun leider nicht mehr da und wir warteten ca. 15 Minuten.

Danach kam sie zurück und erklärte uns, der Stempel wäre gut, das Datum darauf können wir um 2 Wochen überziehen. Wieder was Neues und löste erneut Unsicherheit in uns aus. Theoretisch hätten wir uns das schriftlich geben lassen sollen, aber Marc ging es mittlerweile so schlecht, dass wir nur noch schnell ins Hotel zurück wollten. Das ganze Erlebnis in dem Passamt erinnerte stark an eine Szene in Asterix erobert Rom: Erhalt des Passierscheins A38 aus dem Haus, das Verrückte macht. Allerdings kam hier noch eine kleine Sprachbarriere hinzu.


Leider ging es Marc am Abend so schlecht, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Das Atmen fiel ihm sehr schwer und ein Verdacht auf Lungenembolie bewegte mich dazu, ihn lieber ins Krankenhaus zu bringen. Es war ein sehr kleines evangelischen Krankenhaus in unmittelbarer Nähe. Es gab keine Wartezeit und er wurde direkt untersucht. Was es nun genau war wussten die Ärzte nicht, aber sie gingen von einem Infekt aus. Keine 30 Minuten später lag Marc schon wieder im Bett und ich besorgte ihm die nötigen Medikamente in der Apotheke. Am nächsten Tag hatte er starkes Fieber aber am Abend konnte er zumindest wieder reden. So versorgte ich ihn mit guten Lebensmittel und versuchte mir zwischendurch die Langeweile mit etwas Sightseeing zu vertreiben. Jedoch wurde ich hier in der Öffentlichkeit von einem halbstarken Jugendlichen angegrapscht. Er fasste mir im Gehen von hinten in den Schritt. Ich war fassungslos, sprang von ihm weg und schrie. Aber obwohl es an einer großen Straße mitten am Tag war, hat es nicht wirklich jemand interessiert. Beschämt lief ich schnell davon und prüfte ob noch alle meine Sachen da waren. Geklaut wurde nichts. Aber dieses Erlebnis, obwohl nichts schlimmes passiert ist, macht uns beide echt wütend. So langsam fassten wir den Entschluss, dass wir uns eventuell doch nicht so lange in Ägypten aufhalten wollen.

Ägypten ist einfach kein Bikepacker Land. Die Straßen durch die Dörfer sind in einem unfassbar schlechtem Zustand und so bliebe uns nur die Autobahn. Nicht nur gefährlich sondern auch ziemlich öde. Und das für über 1500km einmal den Nil runter und wieder hoch. Hinzu kommt das kurze 30-Tage-Visum. Das alles bewegte uns dazu, nicht den Nil entlang zu fahren, sondern direkt über den Suez Kanal auf die Sinai Halbinsel.


Bis zum Einsetzen der Krone von Marc hatten wir aber noch etwas Zeit. Ihm ging es nach ein paar Tagen auch wieder besser, so dass wir uns noch die Stadt Kairo inklusive dem nationalen Museum anschauen konnten. Zudem machten wir noch einen kleinen Ausflug mit den Rädern zu weiteren Pyramiden im Süden. Es hieß, dass man einige kostenlos besichtigen könne, doch leider war diese Information mittlerweile wieder veraltet. Hier war entweder alles abgesperrt und geschlossen oder der Eintritt kostete viel Geld, was im Internet vorher nicht wirklich ersichtlich war. Zudem war unsere Unterkunft, die wir über Booking gebucht hatten, ein Fake und wir mussten kurzfristig noch was anderes finden. Alles in allem, war der Ausflug ein Reinfall. Ein paar der Pyramiden sahen wir nur von weitem, weil wir uns den Eintritt nicht leisten wollten und für unser Mittagessen fanden nur ein super touristisches, teures Restaurant, wo man sogar Geld zahlen sollte, wenn man aufs Klo wollte.

Die Route führte uns durch wirklich sehr arme Viertel und an einem kleinen Fluss entlang, der einfach nur komplett zugemüllt war. Das Wasser war an vielen Stellen kaum noch zu erkennen und es hat bestialisch gestunken. Wir waren entsetzt, das Land in diesem Zustand zu sehen, welches eigentlich so viel Potenzial besitzt. Wir entschieden uns, die letzten zwei Tage zurück nach Gizeh zu unserer Gastfamilie zu fahren. Es fühlte sich so schön an, wieder bei Ihnen aufgenommen zu werden. Hanan, die Besitzerin, machte uns direkt eine leckere Suppe. Wir nutzten dort die Zeit, arbeiteten an den Beiträgen und organisierten uns ein Bus nach Suez. Wir freuten uns auf die Sinai Halbinsel.




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